Unser nächstes Ziel ist das
Museumsdorf „Sainte-Marie among the
Hurons” in der Nähe von Midland. Es ist die historisch genaue Nachbildung einer
Ansiedlung, die von 1639 bis 1649, also nur 10 Jahre lang existierte. Vom
Highway 12 in östlicher Richtung ist die Anlage gut zu erreichen. Wir befinden
uns auf historischem Gelände in „Wendake”, in unserem Road Atlas „Huronia”
genannt, dessen Ureinwohner, die Wendats, von den Franzosen Hurons genannt
wurden. Der Besuch des Museums beginnt in einem verdunkelten Vorführraum mit
einem Film, in dem die Geschichte der Missionsstation, „The Sainte-Marie
Story”, in zeitgenössischen Bildern, nachgespielten Szenen und Erzähltext
dargestellt wird. Wenn man der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist und
weiß, dass die „Hurons” und die „Wendats” identisch sind, sind die Informationen
gut verständlich. Nachher können wir uns in einem Informationsflyer vergewissern.
In deutscher Sprache wird die Geschichte noch einmal erzählt sowie die einzelnen
Gebäude und Objekte des Museums in einem Plan dargestellt und deren Bedeutung
einzeln erläutert.
Französische
Jesuiten kamen auf Anregung von Samuel de Champlain, nach dem wohl die
obengenannte Road mit der schönen Aussicht auf die Bay benannt wurde, um die Sprache und Gebräuche der
Huronen kennenzulernen und ihnen das Christentum zu predigen. Sie errichteten
unter der Leitung von Father Jérome Lalemant dieses Fort und gewannen das
Vertrauen vieler indianischer Einwohner. Vom 1200 km entfernten Québec aus
wurden sie mit Hilfe von Canoes mit allem, was sie brauchten, versorgt.
Soldaten kamen aus Québec und überwinterten im Fort. Aber es gab auch Probleme:
viele Huronen starben an eingeschleppten Krankheiten wie Grippe und Pocken und
den dort lebenden Irokesen passte es nicht, dass die europäischen Einflüsse
immer größer wurden. Sie überfielen Missionsniederlassungen und töteten viele,
auch Father Lalemant. Die übriggebliebenen Bewohner, Franzosen und bekehrte
Huronen, entschlossen sich, Sainte-Marie aufzugeben. Bevor sie das Fort
verließen, brannten sie es nieder. Der Versuch, ein neues Fort auf Christian
Island zu errichten, scheiterte am darauffolgenden schrecklichen Winter. Im
Frühjahr 1650 kehrten sie nach Québec zurück. Am Ende des Films öffnet sich die
Leinwand und der Sprecher sagt sinngemäß: “Geht nun und guckt euch alles selbst
an.” Das war ein eindrucksvoller und motivierender Auftakt. Wir gucken uns
die Holzgebäude innerhalb des hohen
Palisadenzaunes aus angespitzten Baumstämmen an. Von Menschen in
zeitgenössischen Kostümen wird Holz bearbeitet, geschmiedet und in einem
Langhaus erzählt ein junger Mann am Feuer sitzend seinen Zuhörern, wie die
Leute früher hier lebten. Die Gebäude sind zwar erst vor 33 Jahren zur 100 Jahr
Feier von Canada errichtet worden, sehen aber ziemlich verwittert und echt aus.
Wie immer bei solchen Gelegenheiten, endet der Rundgang in einem “Giftshop”, in
dem wir uns aber nur kurz aufhalten.
Leseprobe aus Canada Days 2000
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